Wir erreichten Chefchaouen am späten Abend und stiegen abermals in ein Taxi zum Rand der Altstadt, die nur fußläufig zu begehen ist. Wenn man sich in Marokko ein Taxi nimmt, sollte man immer vorab klären, ob ein Taxameter an Bord ist oder einen Preis verhandeln bevor (!) man einsteigt. Ansonsten kann die Fahrt schnell überteuert werden. Zu den Hotels in Marokko gibt es eines zu sagen: Sie sind günstig, speziell, wenn man auf ein wenig Luxus verzichten kann. In der Altstadt wohnt man gewöhnlich in einem sogenannten Riad. Hier haben die Räume oftmals keine Fenster, und wenn, dann nur zum Hof. Um für Frischluft zu sorgen ist meistens eine Klimaanlage verbaut. Darauf sollte man unbedingt achten, ansonsten wird es schnell unnötig heiß und stickig im Zimmer.
Auf dem Marktplatz
Im besten Cafe in Chefchaouen
Die blaue Stadt
Ein Fremdenführer brachte uns gezielt zu unserem Hotel, mitten in der wunderschönen Medina. Im Allgemeinen wird Chefchaouen auch “die blaue Stadt” genannt, bedingt durch die komplett blau getünchte Altstadt. Dieser Anstrich dient dazu, vor dem “bösen Blick” schützen. Der Sage nach soll es nämlich Menschen geben, die magische Kräfte besitzen und oftmals selbst nichts davon wissen. Durch ihren Blick werden die Besitztümer eines Menschen geschädigt oder er kann zu Unheil oder sogar zum Tod führen. Zum Schutz davor wird auch oft die “Hand Fatimas” an Wände, Türen und Tore angebracht bzw. gemalen. Sie stellt eine Hand in aufrechter “Stop”-Position dar, meistens noch mit einem Auge versehen ist. Auf diese Symbolik trifft man häufig in Marokko.
Die Aussicht auf die Stadt
Chefchaouen hat 45.000 Einwohner und erinnerte mich etwas an Essaouira, bedingt durch die Menschen, die ausnahmslos freundlich und zuvorkommend sind. Außerdem liegt eine äußerst entspannte Atmosphäre über der Stadt. Hier gibt es keine Händler, die einem auf Biegen und Brechen einen Teppich oder Gewürze andrehen wollen. Ganz im Gegenteil: ein Verkaufsgespräch ist viel zurückhaltender als irgendwo anders im Land. Einer der Händler half mir sogar mit seinem Tee aus verschiedensten Gewürzen und Kräutern bei meiner Magenverstimmung, die ich seit Casablanca mit mir trug. Ob es der Tee war, der mir im Endeffekt geholfen hat oder die beiden weiteren Tage Bettruhe ist schwer abzuwägen. Auf alle Fälle habe ich bei dem Händler ein paar Tage darauf ein Badetuch gekauft, einfach um Danke zu sagen. Wir verbrachten dabei über eine Stunde in seinem Laden, unterhielten uns und tranken Tee. Eine sehr angenehme Erfahrung, die sich perfekt ins Gesamtbild der Stadt fügt. Ich kann jedem Marokko-Urlauber nur empfehlen, ein paar Tage in Chefchaouen einzukehren.
Eine weitere Eigenart der marokkanischen Händler ist Folgende: Wenn beim Besuch in Ihrem Laden etwas von der Wand fällt – egal aus welchem Grund – sehen die Händler das als ein gutes Omen. Man wird gebeten die Ware auf dem Boden liegenzulassen: “For Good Luck” (für gutes Glück). Bei einem der Händler kaufte ich drei paar marokkanische Schuhe, im Jargon der Händler “Berber-Adidas” genannt. Dabei fielen einige der Schuhe ohne Einwirkung von der Wand und ich bekam daraufhin einen richtig guten Preis. Ich sollte kaufen, damit der Händler in den nächsten Tagen “Good Luck” hatte. Hätte er sie mir nicht verkauft, würde ihn das Unglück jagen – er war überzeugt davon. Mir war das Recht – die Schuhe waren dadurch wirklich günstig.
Verschiedene Läden mit Taschen, Farben, Steine, etc.
Die Aussicht über die Stadt
Als Sehenswürdigkeiten der Stadt würde ich hauptsächlich die Altstadt und die alte Festung am Dorfplatz nennen. Man kann sich tagelang damit beschäftigen nur durch die Gassen zu laufen. Abends ist man aber auch dementsprechend ausgelaugt und müde. Letzten Endes geht es die ganze Zeit bergauf und bergab, da die Altstadt an einen Berg gebaut ist. Zu den Gässchen lasse ich aber lieber Bilder sprechen.. Ansonsten kann ich eine Wanderung außerhalb der Stadt empfehlen. Der Ausblick ist einmalig. Wir hatten auch einen der wenigen Regentage in Marokko. Das Wasser läuft dabei durch die Gassen und die blaue Farbe gewinnt an Intensität. Die Stadt wirkt dann magisch, beinahe wie aus einem Märchen.
Wenn es regnet
Noch mehr Farben und Handwerkskunst, die die Einheimischen verkaufen
Das ist am Rand der Innenstadt
Selfie mit einer Ziege
Insgesamt verbrachten wir eine Woche in Chefchaouen. Danach ging es dann weiter nach Meknes und Fés – dazu mehr im nächsten Beitrag.
C-L